Wie war die Streckenführung der Leitung?
Wie schon eingangs erwähnt, geht die direkte Linie von den Quellen zur Festung über den Berg. Nach Einsichtnahme der möglichen Strecke für die Leitungsführung gibt es mit geringen Abweichungen nur eine Möglichkeit. Es ist dies ab Höchberg: Die Brunnengasse abwärts - längs der Hauptstraße - bis zum Kreuzungsbereich der B 8/27 - von dort auf der Bundesstraße gegen Würzburg. Dann Würzburger Straße bis Stadtgrenze. Über Höchberger Straße und Oberen Burgweg weiter zur Festung. Diese Angaben verstehen sich, dass in der Nähe der angegebenen Straßen die Leitung verlief. Die Strecke beträgt ca. 3,7km.
War es möglich, dass Wasser von Höchberg zur Burg fließen konnte? Vorweg: Die Quellfassungen
in Höchberg liegen höher als der Innenhof der Festung, aber auf der Strecke gibt es
einen Punkt, der wesentlich tiefer liegt als der Burghof. Für die Wasserspiegel in den drei
Höchberger Wasserstollen wurden 278m bis 292m über NN errechnet. Der Auslauf auf dem
Marienberg, mindestens 1m über dem Boden, hatte etwa 267m über NN. Somit lag der Einlauf
des Wassers zwischen 11m und25 m über dem Auslauf.
Der Augenschein aus der Ferne oder der Blick auf die topografische Karte zeigt aber, dass im
Bereich des Oberen Burgweges das Gelände tiefer liegt als auf der Festung. Für den tiefsten
Bereich am Punkt Oberer Burgweg/Judenpfad kann die Höhe 238 ü. NN angenommen werden.
Dieses Fallen und wieder Ansteigen des Geländes bereitete damals kein Problem. Man
kannte schon Rohre und auch das Gesetz der kommunizierenden Röhren. Der freie Lauf des
Wassers auf der Strecke Höchberg - Schloss war also gegeben. Die Voraussetzung war eine
dichte Rohrleitung auf der ganzen Strecke. Eine andere technische Möglichkeit, laufendes
Wasser ins Schloss zu bringen, gab es nicht. Geht man von einer Höhendifferenz zwischen
11m und 25m aus, wäre das ein Wasserdruck von 1,1 bis 2,5 bar.
Wie hoch war der Druckabfall durch die Länge der Leitung, wie groß der Leitungsquerschnitt
zusammen mit der Dichtigkeit der Leitung? Was noch bedacht werden muss: Die Höchberger
Quellen liegen im Bereich des Muschelkalks und das Wasser ist dadurch kalkhaltig. Wann
war der Querschnitt der Rohre durch Kalkansatz verengt? Mussten die Rohre ausgetauscht
werden und wie oft? Fragen, die heute nicht mehr zu beantworten sind. Die Geschichtsquellen
schweigen darüber.
Effektiv dürfte der Wasserdurchlauf nicht sehr hoch gewesen sein. Durch Speichern des Wassers zur Nachtzeit wird es zur Versorgung des Schlosses ausgereicht haben.
Ebenfalls bedenken muss man den Frost mit seinen Auswirkungen in unseren Breitengraden.
Bei oberirdischer oder wenig überdeckter Leitung wäre sie in jedem Winter eingefroren, zumal
das Klima damals etwas kälter war als heutzutage. Alljährlich hätte es für längere Zeit
kein Wasser gegeben. Und was noch schlimmer ist, das Rohr wäre auf seiner ganzen Länge
vom Frost gesprengt worden. Eine vollkommene Entleerung an der tiefsten Stelle des Rohrsystems
(am Judenpfad) wäre unumgänglich gewesen, sowie nach der Frostperiode eine Wiederbefüllung.
Mit Sicherheit hatte die Leitung auf der gesamten Länge eine Mindestüberdeckung
von 1 Meter oder mehr.
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1 |   | Wasserspiegel der Quellfassungen in Höchberg, 278/292m ü.NN |   |
2 |   | Brunnengasse (unterer Teil) Ecke Hauptstraße, 267 m ü.NN nur 1 m über dem Niveau des Innenhofes der Festung |
5fach überhöht |
3 |   | Rathaus Höchberg, 265m ü.NN |   |
4 |   | Fundstelle im Jahr 1944 |   |
5 |   | Fundstelle im Jahr 1886 |   |
6 |   | Judenpfad/Oberer Burgweg, tiefste Stelle im Verlauf der Leitung, ca. 238m ü.NN |   |
7 |   | Innenhof der Festung, 266m ü.NN |   |
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