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6 Der Fabrikerweg

Als im Jahre 1817 die Druckmaschinenfabrik Koenig & Bauer im säkularisierten Kloster Oberzell gegründet wurde, brach in Zell ein neues Zeitalter an. Mit der ersten Druckmaschinenfabrik der Welt (und ersten Maschinenfabrik in Bayern) kam etwas ganz neues: der Fabrikarbeiter. Der Anfang war schwierig; Häcker und Bauern aus Zell mußten erst zu Eisengießern und Maschinenschlossern ausgebildet werden. 1868 wurde ein Vorläufer der heutigen Werkberufsschule eingerichtet. 1872 wurde in der Frankfurter Straße - heute stehen dort die Firmen Aldi und Dehner - ein Zweigwerk gebaut. 1901 zog das Unternehmen in ein neues Werk am heutigen Standort in der Friedrich-Koenig-Straße.

Abbildung 6-1: Koenig & Bauer im Kloster Oberzell.

Auch Höchberger fanden Arbeit und Brot bei „Koebau“. Das bedeutete, sechsmal in der Woche morgens über den Fabrikerweg, auch Zeller Weg und Schwarzer Weg genannt, zur Arbeitsstelle zu laufen und abends nach getaner Arbeit heimzulaufen, später fuhren auch manche mit dem Fahrrad. Man ging entweder über den Karwinkelweg zum Wald und dort den Waldweg zur Zeller Waldspitze, oder den Weg, der heute an der Waldbrücke beginnt und zur Zeller Waldspitze führt. Beide Wege führten über die steile Friedrich-Koenig- Anlage zur Frankfurter Straße. Martin Wilhelm, der Höchberger Heimatforscher, beschreibt einen Zeller Weg: „Führt von der Aschaffenburger Straße über die Friedrich-Koenig-Anlage nach Zell.“ Der Weg wurde 1926 durch das Forstamt Würzburg mit Unterstützung von Koenig & Bauer, dem Bürgerbräu und dem Verschönerungsverein Höchberg gebaut. Damit ist der Weg gemeint, der heute an der Waldbrücke beginnt. Schwarzer Weg wurde er auch deshalb genannt, weil er wiederholt zur ganzjährigen Begehbarkeit mit Schlacke aus dem Koebau-Werk befestigt wurde.

1927 haben etwa 150 Höchberger bei Koenig & Bauer gearbeitet. Franziska Hupp erzählt: „1946 bekam ich eine Lehrstelle als Industriekaufmann bei Koenig & Bauer in Zell. Ich wohnte bei meinen Eltern in der Kister Straße. Zur Arbeitsstelle mußte ich laufen und brauchte in der Frühe 1 ¼ Stunden. Nach Hause war es etwas mühevoller, die Koenigsanlage von der Frankfurter Straße zur Zeller Waldspitze ist so steil. 20 - 30 Leute liefen damals durch den Wald zur Arbeit. Ich fand immer jemanden, dem ich mich anschließen konnte. Nach der Lehre kaufte ich mir von meinem ersten Lohn, der 90 Reichsmark betrug, ein gebrauchtes Fahrrad. Da mußte ich allerdings einen anderen Weg nehmen, entweder auf der B 8 ein Stück in Richtung Waldbüttelbrunn, um dann durch den Wald (heutiger Radweg nach Zell) zur Hettstadter Steige und nach Zell zu gelangen. Oder ich mußte über die Würzburger Straße, Gänsleinsweg und Zellerau nach Zell. Später konnte ich mit dem Bus fahren.“

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